Gastbeitrag: Das Ruhrgebiet
Das Ruhrgebiet kommt dir vielleicht nicht direkt als erstes in den Sinn, wenn du an einen Urlaubsregion in Deutschland denkst. Dabei hat es so viel mehr zu bieten, als man auf den ersten Blick womöglich vermuten könnte. Und auch wenn die Einheimischen manchmal vielleicht ein bisschen schroff daherkommen, ist der Ruhrpottler an sich ein sehr charmantes Exemplar. Ich werde in meinem Beitrag die Stadt Essen als Ausgangspunkt nehmen, einfach weil sie ziemlich mittig liegt und selbst schon Einiges zu bieten hat. Essen ist außerdem einer der Bahnhöfe, der in der Regel auch von Fernzügen immer angefahren wird.
Anreise und Unterkunft
Die Region ist mit Bus und Bahn aus allen Himmelsrichtungen problemlos zu erreichen und weist mit Dortmund und Düsseldorf gleich zwei zentrale Flughäfen auf. Genauso vielfältig wie das Ruhrgebiet selbst sind auch die Übernachtungsmöglichkeiten: ob im Hausboot auf der Ruhr, im Bauwagen in Essen, in der Betonröhre in Bottrop oder in deiner eigenen Ferienwohnung - es ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Vor Ort unterwegs
Eine besonders bequeme Art, einige der Highlights in Essen zu erleben, ist die KulturLinie 107. Mit dieser Straßenbahn gelangst du vom Welterbe Zeche Zollverein im Norden über den Stadtkern mit Dom und historischen Bauten bis zur Villa Hügel, dem ehemaligen Wohnhaus der Industriellenfamilie Krupp, im grünen Süden. Mit dem 24 oder 48 Stunden Ticket kannst du beliebig oft ein- und aussteigen. Wenn du lieber mit dem Fahrrad unterwegs bist, kannst du auf der Route Industriekultur die wichtigsten und attraktivsten Industriedenkmäler des Ruhrgebiets abfahren. Ansonsten kommst du natürlich ganz bequem auch mit dem öffentlichen Nahverkehr von A nach B.
Das gibt es zu sehen
Wenn du dich für das Thema Industriekultur interessierst, ist neben der Zeche Zollverein auch der Landschaftspark Duisburg Nord ein tolles Ziel. Bei Dunkelheit ist er aufwändig illuminiert, du kannst dich an der Kletterwand austoben, im größten Indoor-Tauchgewässer Europas, dem Tauchgasometer, tauchen gehen und im Sommer gibt es ein Open Air Kino.
Eng verwoben mit der Stadt Essen ist die Industriellenfamilie Krupp, deren ehemaliges Wohnhaus, die Villa Hügel, du im Stadtteil Bredeney besichtigen kannst. Die Familie ließ im Laufe der Zeit für ihre Mitarbeiter und deren Familien zahlreiche Siedlungen im Ruhrgebiet erbauen. Eine besonders schöne Siedlung ist die Margarethenhöhe in Essen, die sich gut für einen Spaziergang eignet.
Cineastisch gesehen bietet dir die Stadt gleich zwei Superlative: die Lichtburg ist mit 1250 Sitzplätzen Deutschlands größter Filmpalast und die Galerie Cinema mit nur 43 Plätzen nicht nur das kleinste, sondern auch älteste Programmkino des Ruhrgebiets.
Kannst du dich für Kunst begeistern, solltest du in Essen das Museum Folkwang oder das Dortmunder U mit seinen wechselnden Ausstellungen besuchen. Das Oberhausener Gasometer beherbergt darüber hinaus immer sehr aufwendige Ausstellungen zu verschiedenen Themen und bietet an sich schon eine beeindruckende Kulisse.
Neben dem Stadion vom Fußballverein Schalke 04 hat die Stadt Gelsenkirchen noch eine ganz andere Attraktion zu bieten: in der Zoom Erlebniswelt kannst du auf mehr als 30 Hektar rund 900 Tiere und über 100 Arten, in sehr großzügigen, den Lebensräumen der Tiere nachempfunden Gehegen, beobachten.
Der Pott hat, wie du siehst, eine Menge zu bieten und noch weitaus mehr Attraktionen, als ich hier aufzählen könnte. Jede Stadt hat ihre eigene Geschichte und Sehenswürdigkeiten, die zusammen diese Region so vielfältig machen.
Essen und Trinken
Die Straße mit der größten Auswahl an Cafés, Bars und Restaurants in Essen ist in jedem Fall die Rüttenscheider Straße. Hier findest du vom Frühstück übers Lunch bis zum Abendessen alles, was das Herz begehrt. Bei schönem Wetter kannst du wunderbar auf den Stühlen vor den Lokalen sitzen und das bunte Treiben beobachten. Und einen besonders schönen Ausblick auf den Baldeneysee, ein Stausee der Ruhr, hast du vom Biergarten des Jagdhaus Schellenberg aus.
Und auch wenn es nicht gerade die gesündeste Art ist sich zu ernähren, musst du bei deinem Besuch im Ruhrgebiet schon alleine aus Tradition an einem der zahlreichen Kioske, besser bekannt als Trinkhallen, eine bunte Tüte kaufen.
Der Duisburger Innenhafen ist eine weitere spannende Location für ein Abendessen und eines der Industriedenkmäler auf der Route Industriekultur, das einmal mehr den Strukturwandel im Ruhrgebiet zeigt. Und wenn du in Bochum bist, solltest du eine Currywurst von Dönninghaus essen. Denn die gehört mindestens genauso sehr zum Ruhrgebiet wie die bunte Tüte.
Raus ins Grüne
Den Titel Grüne Hauptstadt Europas bekommt man natürlich nicht ohne Grund verliehen und dementsprechend hast du in Essen, aber auch in den anderen Städten der Ruhrmetropole, vielfältige Grünanlagen, mehrere Seen und sogar einen Stadtwald.
In Essen kannst du im Botanischen Garten Gruga Park die Seele baumeln lassen und in der Gruga Therme saunieren, im Stadtwald spazieren gehen oder im Strandbad am Baldeneysee entspannen.
Du kannst an der Sechs-Seen-Platte in Duisburg wandern gehen oder eine der zahlreichen Halden, die sich über das ganze Ruhrgebiet verteilen, besteigen, mit dem Fahrrad die Trassen entlangradeln oder ein Stück des Ruhrtalradweges abfahren.
Noch viel mehr Tipps und spannende Aktivitäten im Ruhrgebiet findest du auf der Seite vom Ruhr Tourismus.
Fazit
Du siehst, im Ruhrgebiet ist wirklich für jeden Geschmack etwas dabei. Und mit jährlich rund 250 Festivals ist die Chance groß, dass es auch bei deinem Aufenthalt etwas davon zu sehen gibt. Über die Grenzen hinaus bekannt sind beispielsweise die Ruhrfestspiele oder die Ruhrtriennale. Und seinen Höhepunkt erreicht die Festivalsaison mit der Extraschicht – der Nacht der Industriekultur: 35 Spielorte in insgesamt 19 Städte – mehr Ruhrgebiet geht nicht!
Sara Glöckner ist die Gründerin von The Female Traveller – eine Community für allein reisende Frauen und alle, die es werden möchten. Eine Plattform zum Austausch und zur Vernetzung, zur Unterstützung und zur Ermutigung. Eine Seite, die hoffentlich noch viele weitere Frauen ermutigt, sich allein auf den Weg zu machen und die Welt zu entdecken. Wir haben Sara auf der ITB-Messe in Berlin kennengelernt und freuen uns sehr über ihren Gastbeitrag. Das Lesen hat uns große Lust auf eine Reise ins Ruhrgebiet gemacht.
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