Stipendiat Julian mit seinem Feline Holidays Global Engagement Scholarship Zertifikat

Stipendiat Julian Johann

Julian studiert Medienkommunikation an der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg und wurde für das Feline Holidays Global Engagement Scholarship 2024 im Hinblick auf seinen bevorstehenden Auslandsaufenthalt ausgewählt. Er absolviert ein Praktikum beim Goethe-Institut in Bologna, Italien.

Ein wesentlicher Bestandteil seines Auslandsaufenthalts ist der Ausbau seines Verständnisses der italienischen Kultur. Julian ist der festen Überzeugung, dass das Eintauchen in eine andere Kultur sein interkulturelles Verständnis und seine Kompetenz sowie seine Anpassungsfähigkeit stärken wird. Zudem möchte er seine Italienischkenntnisse verbessern, indem er täglich mit Muttersprachlern interagiert. Durch diese Herausforderungen erhofft er sich ein erhebliches persönliches Wachstum, insbesondere in Bezug auf Selbstständigkeit und Problemlösungsfähigkeiten.

Beruflich strebt Julian an, durch sein Praktikum beim Goethe-Institut in Bologna seine akademischen Kenntnisse zu vertiefen und neue Fähigkeiten aufzubauen. Abseits der direkt auf sein Studium bezogenen Kompetenzen freut er sich darauf, sein Netzwerk an internationalen Kontakten im professionellen Kontext zu erweitern und zu stärken.

Das Praktikum wird für ihn mit Sicherheit eine bereichernde Erfahrung, und wir wünschen ihm viel Erfolg dabei. Wir sind sehr gespannt auf seine Berichte aus Bologna!

Der Halbzeitbericht von Julian ist da:

Mittlerweile bin ich seit mehr als zwei Monaten beim Istituto di Cultura Germanica tätig und kann sagen, dass es bisher meine Erwartungen erfüllt hat! Zu meinen täglichen Aufgaben gehören sowohl das Empfangen von Kund:innen in unserem Institut als auch diesen bei ihrem Anliegen zu helfen. Dadurch kann ich meine Italienischkenntnisse jeden Tag aufs Neue anwenden und weiterentwickeln.

Ein weiterer essenzieller Teil meiner Arbeit ist das Erstellen von Social Media Beiträgen für unsere Instagram- und Facebookseite. Hier muss ich zugeben, dass ich den größten Lerneffekt vermuten würde. Ich hatte mich bislang nicht als jemand angesehen, der ein gutes Auge für Ästhetik hat, und habe mich deshalb auch meistens eher davor gescheut, diese Aufgaben zu übernehmen. Durch meine Arbeit am Institut hatte ich jedoch die Möglichkeit, diese Selbsteinschätzung neu zu bewerten. Mittlerweile fühle ich mich sich im Umgang mit digitalen Bildbearbeitungsprogrammen und bin stolz auf die kreativen Werke, die ich bis jetzt im Rahmen meiner Arbeit erstellt habe.

Nachdem im Institut nicht nur mein persönlicher Spracherwerb, sondern auch der der Schüler:innen eine essenzielle Rolle spielt, durfte ich mich selbst noch auf verschiedene Arten und Weisen in das Lernsystem einbringen. So hatten wir beispielsweise eine Ausstellung über Franz Kafka in unserem Saal Hängen, die von mehreren deutschlernenden, italienischen Schulklassen besucht wurden. Um den Schüler:innen bei dem Wissenserwerb zu helfen, konzipierte ich mithilfe der Institutsdirektorin, welche studierte Pädagogin ist, eine Art Unterrichtsstunde. Nach dem die Schüler:innen hauptsächlich Jugendliche waren, spannte ich den Bogen zwischen Kafkas Problemen mit seinem Körperbild und mit seiner Familie und den oft in der Pubertät vorkommenden Unsicherheiten mit dem eigenen Körper und dem Spannungsverhältnis mit dem sozialen Umfeld. Am Ende hatten die Schüler:innen die Möglichkeit, endlich ihre Deutschkenntnisse anzuwenden und unter Beweis zu stellen, indem sie über leichte, ihnen nur zu gut bekannte Themen in einem Umfeld mit anderen Deutschlernenden sprechen konnten. Gleichzeitig lernten sie auch noch etwas über Kafka, womit wir vom Institut italienischen Schüler:innen etwas deutsches Kulturgut vermitteln konnten.

Ich bin gespannt, was die restliche Zeit noch für mich bietet. Soweit bin ich erst einmal zufrieden.

Abschlussbericht Julian – Praktikum beim Goethe-Institut in Bologna:

Fünf Monate, eine Stadt, ein Institut – und jede Menge Erfahrungen, die ich so nicht erwartet hätte. Von Oktober 2024 bis Februar 2025 durfte ich mein Praktikum im Goethe Zentrum Bologna absolvieren. Mein ursprüngliches Ziel war vor allem, eine Möglichkeit zu finden, in Italien zu arbeiten und meine Sprachkenntnisse zu verbessern. Ich hatte keine übermäßig hohen Erwartungen an das Praktikum – ich wollte einfach sehen, wie der Arbeitsalltag in einer deutschen Kultureinrichtung im Ausland aussieht.

Mit der Zeit habe ich jedoch gemerkt, dass das Goethe Zentrum nicht die große, finanziell bestens ausgestattete Institution war, die ich mir anfangs vorgestellt hatte. Vielmehr wurde mit begrenzten Mitteln gearbeitet, und es war nicht immer einfach, neue Ideen umzusetzen. Digitalisierung? Eher ein langsamer Prozess. Aber gerade diese Herausforderung hat das Praktikum interessant gemacht. Ich konnte aktiv mitgestalten, Verantwortung übernehmen und – was mir besonders wichtig war – einen Einblick in ganz unterschiedliche Arbeitsbereiche bekommen.

Meine Aufgaben – von Social Media bis zur Drucker-Reparatur

Meine Aufgaben im Goethe Zentrum waren vielfältig. Von Anfang an war ich in den Bereich Social Media eingebunden, übernahm aber auch Aufgaben in der Verwaltung und Kundenbetreuung. Die ersten Wochen bestanden vor allem darin, mich einzuarbeiten, Abläufe zu verstehen und zu lernen, wie das Institut organisiert ist. Doch je mehr Zeit verging, desto eigenständiger konnte ich arbeiten – bis ich schließlich den gesamten Social-Media-Bereich fast im Alleingang verwaltete.

Ein besonders spannender Teil meiner Arbeit war es, den Online-Auftritt des Goethe Zentrums einheitlicher zu gestalten. Ich führte Markenfarben ein, entwickelte Vorlagen für bestimmte Post-Kategorien und plante regelmäßige Formate. Es war mir wichtig, dass der Instagram-Account nicht einfach nur eine Sammlung zufälliger Beiträge war, sondern eine klare visuelle Linie hatte. Gleichzeitig wollte ich, dass die Inhalte informativ und unterhaltsam waren – sei es durch Vergleiche zwischen deutscher und italienischer Kultur oder durch kreative Beiträge zu Sprachbesonderheiten.

Neben Social Media gab es aber auch viele „klassische“ Büroaufgaben. Ein Dauerbrenner war dabei der Drucker. Es gibt wohl kaum ein Gerät, das mich im Laufe meines Praktikums mehr herausgefordert hat. Gefühlt einmal pro Woche musste ich ihn auseinandernehmen, Papierstaus beheben oder herausfinden, warum er plötzlich keine Verbindung mehr zum Netzwerk hatte. Besonders denkwürdig war eine Situation, in der mich meine Chefin dabei erwischte, wie ich mal wieder auf dem Boden kniend versuchte, das Gerät zu reparieren. Damit ich mir nicht meine Kleidung ruinierte, stülpte sie mir kurzerhand einen schwarzen Müllsack über. Das Bild muss grotesk gewesen sein – ein Praktikant, der aussieht, als würde er sich für eine Geisterbahn-Rolle verkleiden, während er mit verzweifeltem Gesichtsausdruck an einem widerspenstigen Drucker herumhantiert.

 Julian repariert den Drucker mit einer schwarzen Tüte über dem Kopf

Das Team – eine bunte Mischung aus Charakteren

Ein Praktikum ist nicht nur durch die Aufgaben, sondern auch durch die Menschen geprägt, mit denen man zusammenarbeitet. Und das Goethe Zentrum Bologna hatte definitiv ein einzigartiges Team:

Sabine (Chefin) – unglaublich zerstreut, aber immer liebenswürdig. Man musste sie an alles erinnern, doch sie nahm es niemandem übel.

Christiane (kulturelle Veranstaltungen) – eine typisch deutsche Frau, die über alles und jeden schimpfte, ihren Job aber mit Perfektion erledigte. Sie war in Bologna bestens vernetzt – fast wie ein Mafiaboss, nur mit einem Kalender voller Kulturveranstaltungen.

Laura (Sekretärin) – erklärte mindestens einmal am Tag, dass sie nicht depressiv, sondern zynisch sei. Meckerte regelmäßig darüber, wie stressig ihr Leben sei, war aber gleichzeitig die treibende Kraft hinter vielen organisatorischen Abläufen.

Dominik (Praktikant) – berüchtigt für seine Unpünktlichkeit. Es verging kaum ein Tag, an dem er nicht mindestens 30 Minuten zu spät kam – mit den kreativsten Ausreden („Mein
Rasierer war leer“ oder „Ich habe erst nach 20 Minuten gemerkt, dass mein Geldbeutel noch zuhause liegt“).

Diese Mischung aus Persönlichkeiten machte den Arbeitsalltag abwechslungsreich. Es war faszinierend zu sehen, wie unterschiedlich die Arbeitsweisen waren – von Sabines verträumter Art über Christianes fast militärische Effizienz bis hin zu Dominiks kreativen Verspätungsstrategien.

Das Team – eine bunte Mischung aus Charakteren

Besondere Erlebnisse – vom Nikolaus-Auftritt bis zum Theaterstück

Neben den täglichen Aufgaben gab es einige besondere Momente, die mir noch lange in Erinnerung bleiben werden.

Ein Highlight war unser Weihnachtsfest, bei dem ich die ehrenvolle Aufgabe hatte, den Nikolaus zu spielen. Das bedeutete: großes rotes Kostüm, weißer Bart, Weihnachtsmütze – und eine tiefe Stimme, mit der ich meine Rolle perfekt ausfüllte. Ich verteilte kleine Geschenke an die anwesenden Kinder und Kolleg:innen und stellte fest, dass es gar nicht so einfach ist, in einem übergroßen Mantel und mit künstlichem Bart Würde zu bewahren. Doch die Begeisterung der Anwesenden machte die kleinen Unannehmlichkeiten wett, und am Ende hatte ich selbst mindestens genauso viel Spaß wie die Kinder.

Ein weiteres unerwartetes Erlebnis war meine Teilnahme an einem Theaterstück. Es war eine Produktion, bei der deutsche und italienische Schauspieler:innen die Rollen tauschten – die Italiener:innen spielten deutsche Figuren, und ich war der einzige Deutsche, der eine italienische Rolle übernahm. Das Publikum fand diese Umkehrung offensichtlich unterhaltsam, und für mich war es eine großartige Möglichkeit, meine Italienischkenntnisse auf eine ganz neue Weise herauszufordern.

Besondere Erlebnisse – vom Nikolaus-Auftritt bis zum Theaterstück

Lernen und Weiterentwicklung

Rückblickend war das Praktikum eine Zeit des Lernens – nicht nur in fachlicher, sondern auch in persönlicher Hinsicht.

Sprachlich habe ich vor allem meine Fähigkeit verbessert, mich in einem professionellen Umfeld auf Italienisch auszudrücken. Während ich anfangs oft noch selten zwischen „tu“ und „Lei“ wechselte, wurde mir mit der Zeit klarer, wann welche Form angemessen war.

Kreativ habe ich entdeckt, dass ich durchaus ein Gespür für Design habe. Vor dem Praktikum hätte ich nie gedacht, dass ich Freude daran finden würde, Social MediaPosts zu gestalten oder visuelle Konzepte zu entwickeln. Doch mittlerweile kann ich mit Stolz sagen, dass ich in diesem Bereich sicherer geworden bin.

Organisatorisch habe ich gelernt, mit begrenzten Ressourcen zu arbeiten und dennoch effektive Lösungen zu finden. Ich habe erfahren, wie man mit einem kleinen Budget kreative Projekte umsetzen kann – eine Fähigkeit, die sicherlich auch in zukünftigen beruflichen Situationen nützlich sein wird.

Fazit – lohnt sich das Praktikum?

Die große Frage am Ende eines jeden Praktikums: Würde ich es weiterempfehlen? Die Antwort ist ein klares „Ja“ – aber mit Einschränkungen.

Wer Italienisch nicht zumindest grundlegend beherrscht, wird es schwer haben. Die Arbeit im Goethe Zentrum ist vielfältig, aber sie erfordert ein gewisses Maß an sprachlicher Sicherheit, insbesondere im Kundenkontakt und bei der Erstellung von Inhalten.

Auch sollte man sich bewusst sein, dass es sich um ein unbezahltes Praktikum handelt. Wer eine Vergütung erwartet, wird enttäuscht sein. Doch wenn man die Chance nutzen möchte, in einer kulturellen Institution im Ausland zu arbeiten, ein dynamisches Team kennenzulernen und sich in unterschiedlichen Bereichen auszuprobieren, ist das Goethe Zentrum Bologna eine hervorragende Anlaufstelle.

Für mich persönlich war es eine bereichernde Zeit, die mir viele neue Perspektiven eröffnet hat. Ich bin gespannt, wohin mich mein weiterer beruflicher Weg führt – aber eines ist sicher: Die Erfahrungen, die ich hier gesammelt habe, werden mich noch lange begleiten.

Geschrieben von Julian Johann